Wickeln Weltweit
Wie üblich sind Einwegwindeln in der Welt im Vergleich zu den Stoffwindeln ... oder zu keinen?
Es ist immer interessant einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und zu erfahren wie in anderen Ländern wickeln. Kinder werden weltweit geboren und müssen dann schließlich auch irgendwie gewickelt werden. Doch wie funktioniert das in Ländern die so gar nichts haben? Welchen Stellenwert haben Kinder überhaupt in den unterschiedlichen Ländern und wie wirkt sich das auf die Säuglingspflege aus? Fragen die uns beschäftigt haben und denen wir auf die Spur gegangen sind.
Dank liebevoller Unterstützung von Menschen, die auf den unterschiedlichen Ländern und Kontinenten leben, arbeiten und im Kontakt zu den Menschen vor Ort stehen, konnten wir diesen Artikel schreiben. Das Wissen stammt nicht aus Wikipedia und Internetrecherche, sondern beruht auf den persönlichen Erfahrungen der Menschen vor Ort. So lass Dich mitnehmen in den tiefsten Regenwald, in die Hitze Afrikas oder das nüchterne Europa.
Beginnen wir unsere Reise durch die Windelwelt in Europa.
Wegwerfwindeln sind in ganz Europa weit verbreitet. Stoffwindeln sind was für Ökos und viele Mythen schwirren in den Köpfen und den sozialen Netzwerken, so dass sich nur eine kleine Minderheit an dieses Thema traut. Doch die Tendenz zeigt, Stoffwindeln werden immer Populärer. Liegt es an den Ökologischen Fußabdruck den immer mehr Eltern beschäftigt oder an dem Berg an Müllwindeln der sich in den Häusern und Wohnungen nach der Geburt der Kinder ansammelt, was einige zum Umdenken animiert.
In der Schweiz muss man besondere Abfallsäcke nur für Windeln kaufen und zahlt dann noch für die Entsorgung dieser speziellen Säcke. In Deutschland ist es je nach Landkreis und Bundesland anders geregelt. Doch auch hier müssen in einigen Städten extra Säcke gekauft werden oder es müssen mit der Geburt größere Windeltonnen angeschafft werden, um den Berg an vollen Windeln wieder abtransportieren zu lassen. Da nicht nur der Kauf der Wegwerfwindeln, sondern auch die Entsorgung der Windeln ins Geld geht, rücken Stoffwindeln nach und nach in den Vordergrund zurück.
Kinder spielen in Europa meist eine große Rolle. Viele Eltern beschäftigen sich nach der Geburt viel mit Themen rund um Erziehung, Pflege und Förderung. Kurse von Babyschwimmen über Joga fürs Baby, ... werden besucht. Gesundheit ist ein wichtiger Bereich und auch hier Punkten die Stoffwindeln aufgrund ihrer besseren Eigenschaften bei Neugebacken Eltern, so dass nach und nach Stoffwindeln attraktiver und verbreiteter werden.
Springen wir über den Teich ins heiße Afrika.
In Sambia ist die überwiegende Bevölkerung arm. So arm, dass sie sich nicht einmal Stoffwindeln leisten können. So entsteht ein "natürlich" aufgrund der finanziellen Situation bedingte windelfreie Erziehung. Was nicht gleich Windelfrei bedeutet, wie es in den westlichen Ländern praktiziert wird.
Babys haben einfach keine Windel an und pinkeln somit auch mal jemanden an. Kinder müssen schnell trocken werden oder sie bekommt eins auf den Popo wenn es eine andere Person anpinkelt.
Zwar sind Kinder ein großer Segen und ein Reichtum für die Familie, doch im Alltag in der Familie müssen die Kinder mitlaufen oder werden von größeren Geschwistern oder Großeltern versorgt. Kinder müssen schnell selbstständig und groß werden.
Bei den Ureinwohnern von Südamerika lassen sich einige parallelen Entdecken.
Die Mbya- Indianerinnen verwenden keine Windeln, weil das Geld fehlt. Es gibt kleine Gummihöschen, in die sie Lumpen legen: kaputte Kleider oder auch gute. Oft haben sie auch dafür kein Geld, so dass ihre einzige Decke beschmutzt wird. Wenn es kalt ist, ist das schon ein großes Problem. Tagsüber sind sie unten ohne. Die Mütter merken sehr schnell, wenn das Baby ein "Pipi" machen will und heben es von sich weg. Dadurch wird das Kind bald sauber. Das Kind setzt sich einfach auf die Erde in die Hocke, wenn es sitzen kann und macht es dann sein Geschäft.
Indianermütter stillen die Kinder bis das nächste Kind geboren wird. Das ist meistens nach 1,7 Jahre der Fall. Mütter haben nicht viel Wissen über Kindergesundheit, da aufgrund der Indianerkultur nicht viel erklärt, sondern einfach hingenommen wird. Babys erkälten sich aufgrund fehlender Wäsche, sie bekommen eine Lungenentzündung und sterben. Dies ist wieder mit ihrer Religion verbunden, denn die Flussgeister bringen Krankheiten und töten die Kinder. Sie stehlen ihre Seelen.
Gewaschen wird es, wenn es schmutzig ist, der Schmutz zwischen den Fingerchen des Babys darf nicht entfernt werden, sonst wird es ein Dieb. Geredet wird mit dem Baby nicht, denn seine Seele ist erwachsen. Das Baby wird in einem Tuch, das über die Schultern quer über die Brust gebunden wird, mitgetragen.
Wenn sie einen Mehlsack aus Stoff finden, wird daraus eine Hängematte gefertigt und das Kleine wird zum Schlafen dorthin gelegt.
Bei den Indianern im Chaco (Brasilien) ist das Bild sehr ähnlich.
Kleinkinder und Babys werden meistens gut versorgt, sie sind praktisch immer bei der Mutter im Schultertuch. Wenn sie Hunger haben sind sie an der Quelle (Brust). Indianer vermeiden, dass ein Kind weint, sonst glauben sie, dass die Seele das Kind verlässt. Die Stofflappen die das Kind als Säugling trägt wird in der Sonne getrocknet und wenn die Indianermütter an das Wasserloch oder die Wasserquelle müssen, dann nehmen sie die Stofflappen mit und reinigen sie diese zwischendurch. Sobald das Kind laufen kann, macht es da hin wo es gerade ist. Wenn es die Mutter sieht, kratzt sie es mit einem Stock weg und reinigt die Beinchen. Ein Töpfchen kennen die Ureinwohner nicht.
Bei den Paraquayern und Brasilianern sieht das Bild schon ganz anders auf. Werbung und Fernsehen hat die "modernen" Wegwerfwindeln in die Köpfe der Bevölkerung gebracht. Es zeigt von Wohlstand, wenn man Einmalwindeln sich für das Baby leisten kann. Doch gerade in Paraguay ist das Entsorgen dieser Wegwerfwindeln ein großes Problem. Ein Müllentsorgungsystem wie es die westlichen Länder kenne, gibt es hier nicht. Normalerweise werden auf dem Land der Müll im eigenen Garten verbrannt. Man gräbt ein großes Loch und zündet sein Müll an. Windeln verbrennen nicht gut und die Hunde schleifen diese Windeln noch herum.
Somit sind in diesen Ländern Windelberge, wirkliche Windelberge. Doch auch hier stoßen aufgrund der Medien und Internet immer wieder Mütter (Väter sind an der Kindererziehung nicht stark beteiligt, 60% der Mütter sind alleinerziehend) auf moderne Stoffwindeln. So dass auch in diesen Ländern ein Umdenken beginnt.
Wegwerfwindeln sind somit unter den Armen aufgrund der finanziellen Not einfach kein Thema. Sie haben nur Aufgrund guter Werbung und intelligenter Advertising so einen hohen Stellenwert in den Ländern. Wir von Bamboolik haben es uns als Ziel gesetzt, dass Stoffwindeln wieder ins Bewusstsein der Eltern rückt. Dass Eltern sagen: „Wir nutzen normale Windeln“ und damit Stoffwindeln, nicht Einwegwindeln, meinen. “Normal" sind Einwegwindeln in den meisten Ländern der Welt nicht.
Der Artikel ist durch die Reiseerfahrungen unserer deutschen Stoffwindelberaterin Rebekka Gansel entstanden.