Das Internet ist voll von Ratschlägen zur Entwicklung von Babys. Broschüren und Bücher werden zu diesem Thema geschrieben. Deine Verwandten und Freunde versuchen, ihre Weisheit an dich weiterzugeben. Manchmal haben sogar Fremde auf der Straße das Bedürfnis, ihre unaufgeforderten Ratschläge mit dir zu teilen. All diese Informationen können einem den Kopf ganz schön verdrehen, und manchmal widersprechen sie sich sogar. Was soll man also nun damit machen? Ist mein Baby “normal”?
Baby-Entwicklung nach Lehrbuch
Jeder Ratschlag, den du bekommst, sollte mit Vorsicht genossen werden und auf deine Situation angepasst werden. Jedes Baby hat seine Stärken und Schwächen, so wie alle erwachsenen Menschen auch. Manche Babys fangen früh an zu laufen, andere sprechen bereits mit einem Jahr. Manche Kinder beherrschen das Töpfchentraining mit 18 Monaten, andere brauchen mit vier Jahren noch Windeln. Jedes Kind ist einzigartig, und das gilt auch für seine Entwicklung!
Bei Bamboolik schwören wir auf diese Philosophie. Und wir sind sicher, dass alle Eltern von mehreren Kindern dieser Meinung sind. Was bei deinem Ältesten funktioniert hat, ist bei deinem Jüngsten nutzlos. Womit dein Vierjähriger noch zu kämpfen hat, kann dein Zweijähriger schon ganz gut. Es ist sinnlos, Vergleiche anzustellen, selbst unter Geschwistern. Geschweige denn unter Kindern, die nicht miteinander verwandt sind!
Aber auch dieser Vorschlag, sollte mit Vorsicht genossen werden, denn: Während sich einige körperliche Fähigkeiten um Wochen (Krabbeln), Monate (Laufen) oder sogar Jahre (Sprechen) unterscheiden können, sind große Unterschiede in der Interaktion von Babies zu ihren Bezugspersonen nicht so häufig und können auf ein ernsteres Problem hindeuten.
Hör auf deinen elterlichen Instinkt
Achte von Geburt an auf die Verhaltensweisen deines Babys. Wenn ein sechs Monate altes Baby lacht, wenn es dich erblickt und dessen Augen vor Freude strahlen, wenn es die Welt um sich herum entdeckt, ist es wahrscheinlich vollkommen "normal" und gesund, auch wenn es sich noch nicht selbst umdrehen möchte. Auch, wenn alle Entwicklungsratgeber dazu etwas anderes sagen!
Ein Baby hingegen, das nicht auf seine engsten Bezugspersonen reagiert und sich nicht für die Dinge um sich herum zu interessieren scheint UND sich noch nicht auf den Bauch drehen kann, könnte an einer Entwicklungsstörung leiden.
Du als Mutter oder Vater kennst dein Baby am besten. Du bist die ganze Zeit bei ihm. Dein Bauchgefühl und Instinkt sind das Wichtigste und wahrscheinlich auch verlässlichste. Wenn deine Intuition dir sagt, dass etwas nicht in Ordnung ist, ignoriere es nicht. Hol dir professionelle Hilfe, um dein Baby untersuchen zu lassen.
Mangelnde Reaktionsfähigkeit ist das häufigste Anzeichen für verschiedene Entwicklungsstörungen. Kinder mit neurologischen Problemen sind apathisch und scheinen nicht so begierig darauf zu sein, die Welt um sie herum zu entdecken, wie es gesunde Babys tun. Im Gegenteil, Babys mit Autismus-Spektrum-Störungen können sich auf fast unnatürliche Weise auf bestimmte Objekte und Aktivitäten konzentrieren. Einige autistische Säuglinge leiden zudem unter dem so genannten Nystagmus (unkontrollierte schnelle Augenbewegungen).
Schon gewusst? Autismus kann oft mit einer Sehschwäche zusammenhängen. Ein Baby kann Gesichter nicht gut erkennen, sein peripheres Sehen kann beeinträchtigt sein, oder sein Gehirn verarbeitet visuelle Wahrnehmungen nicht richtig. Solche Störungen können die Fähigkeit eines Kindes beeinträchtigen, seine Umgebung wahrzunehmen, Gefühle zu verstehen, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen. Mit der richtigen Behandlung und Pflege kannst du deinem Baby helfen, diese Probleme zu überwinden. |
Weniger schwerwiegende Formen von Autismus werden in der Regel erst spät diagnostiziert, da sie von Kinderärzten oft nicht erkannt werden. Eine rechtzeitige Diagnose kann dir eine Menge Sorgen, Nerven und das Gefühl zu Versagen ersparen: Du machst nichts falsch und trägst auch keine Schuld, wenn dein Kind “anders” ist – eine Diagnose kann da häufig sehr befreiend wirken.
Diagnose und Förderung bei Entwicklungsverzögerungen und Störungen
Auch für dein Baby ist eine frühe Diagnose wichtig, denn desto früher klar ist, ob tatsächlich eine Entwicklungsverzögerung vorliegt oder sich dein Baby “nur Zeit lässt”, können bestimmte Förderungen in die Wege geleitet werden. Wenn du also ein komisches Bauchgefühl bei deinem Baby hast, ist es keine Schande der Kinderärztin bei der nächsten U-Untersuchung (oder auch bei einem extra Termin, wenn die nächste U noch lange hin ist!) zu sagen: “Ich glaube mit meinem Kind stimmt etwas nicht”. Euer Kinderarzt wird euch Anlaufstellen nennen können und euch zu Spezialisten in eurer Nähe überweisen.